Unsere Lymphothek
Sie wollen sich über das Thema "Manuelle Lymphdrainage" informieren? Dann sind Sie hier richtig. Auch zu jeder anderen Therapieform geben unsere Therapeutinnen gerne Informationen und Hilfestellungen.
Was ist die KPE?
KPE steht für Komplexe Physikalische Entstauungstherapie.
Die 5 Säulen der KPE
- Manuelle Lymphdrainage
- Hautpflege
- Kompressionstherapie (Bandagierung u./o. Flachstrickversorgung)
- Bewegungstherapie
- Patientenselbstmanagement
Nur wenn alle fünf Säulen angewendet werden, kann ein optimales Behandlungsergebnis erreicht werden.
Was beinhaltet das Patientenselbstmanagement?
- Aufklärung des Patienten über sein Krankheitsbild, Prognose und Therapieverlauf
- Aktives Einbeziehen des Patienten. Fragen wie "Was kann ich als Betroffener selbst tun, damit mein Zustand sich verbessert, oder nicht verschlechtert?" müssen beantwortet werden. Ebenso ggf. die Anleitung zur Durchführung von Übungsprogrammen, Selbstbehandlung oder Selbstbandagierung.
Phasen der KPE
Entödematisierungsphase, Phase 1 der KPE
Es liegt ein Ödem vor. Der Patient hat keine, oder keine adäquate Kompressionsbestrumpfung. Das Ziel der Phase 1 ist die größtmögliche Reduzierung des Ödems. In dieser Phase wird der Patient täglich mittels der MLD, der Hautpflege, der Kompressionsbandage und der Bewegungstherapie behandelt. Die Bandage wird von einer bis zur nächsten Behandlung getragen.Wie lange diese Phase dauert, ist abhängig vom Ödemausmaß, von der Ödemkonsistenz und möglichen Begleiterkrankungen. Die Entödematisierungsphase kann 2-6 Wochen dauern.
Wenn das Ödem größtmöglich reduziert wurde, wird ein flachgestrickter Kompressionsstrumpf angemessen. Flachgestrickte Kompressionsstrümpfe sind nicht wie die bekannteren rundgestrickten Kompressionsstrümpfe in alle Richtungen dehnbar. Sie werden individuell angemessen und haben eine optimale Passform. Bis zur Lieferung des Kompressionsstrumpfes wird die tägliche Behandlung fortgesetzt.
Erhaltung-/Optimierungsphase, Phase 2 der KPE
Patienten, die optimal mit einer Kompressionsbestrumpfung versorgt sind, müssen entsprechend der Reödematisierungstendenz behandelt werden. Das bedeutet, dass der Patient abhängig davon wie schnell sich das Ödem ohne Behandlung durch den Therapeuten wieder bildet, behandelt werden muss.
Die Behandlungsfrequenz muss individuell festgelegt werden. In stärkeren Fällen kann eine 3-4x wöchentliche Behandlung erforderlich sein, in leichten Fällen kann eine Frequenz von 10-14 Tagen ausreichend sein.
Die Behandlung in der 2. Phase besteht aus der Manuellen Lymphdrainage, der Hautpflege, der Kompressionsbandage und der Bewegungstherapie. Allerdings wird die Kompressionsbandage nur an dem Tag der Therapie getragen. Abends kann dieser entfernt werden und am nächsten Tag kann die Kompressionsbestrumpfung getragen werden. Die Kompressionsbandage ist notwendig um eventuelle neu gebildete Gewebeverhärtungen zu lockern und um das Behandlungsresultat zu optimieren.
Wie wirkt die Manuellen Lymphdrainage (MLD)?
Bevor diese Frage beantwortet werden kann, bedarf es eines kurzen Ausflugs in die Anatomie und die Funktionsweise des Lymphgefäßsystems:
Das Lymphgefäßsystem fungiert als ein Transportsystem, dass lmyphpflichtige Lasten (Wasser, Fette, Eiweiße und Zellen) aus dem Gewebezwischenraum abtransportiert. Diese Stoffe treten zum einen aus den kleinsten Blutgefäßen aus, um die Zellen den Körpers zu versorgen und entstehen zum anderen wenn Zellen abgebaut werden. Aber auch körperfremde Substanzen, wie beispielsweise Bakterien, werden vom Lymphgefäßsystem abtransportiert.
Das Lymphgefäßsystem beginnt blind im Gewebe. Diesen ersten Abschnitt nennt man das initiale Lymphgefäß oder Lymphsinus. Man kann sich dieses Gebilde wie einen Finger vorstellen, der in das Gewebe hineinragt. Die innere Wand des initialen Lymphgefäßes besteht aus Überlappungen von Zellen. Diese Überlappungen sind durch Fasern mit dem umliegenden Gewebe verbunden und können sich durch Zug an den Fasern öffnen und schließen. Sind sie geöffnet, werden lmyphpflichtigen Lasten aus dem Gewebezwischenraum vom intialen Lymphgefäß aufgenommen. Ist das initiale Lymphgefäß gefüllt, schließen sich die Überlappungen. Die lymphpflichtigen Lasten heißen, sobald sie im Lymphgefäß sind, „Lymphe" und werden über immer größer werdende Lymphgefäße über Lymphknoten, bis zu den Venenwinkeln in der Schlüsselbeingrube transportiert. Dort wird sie dem Blutkreislauf zugeführt.
Diese weiterleitenden Lymphgefäße haben eine Muskelschicht und Klappen. Durch das kontinuierliche Pumpen der einzelnen Gefäßabschnitte und verschiedener Hilfsmechanismen (Muskel-, Gelenkpumpe, Atmung, Pulsation benachbarter Arterien, Darmbewegungen) wird die Lymphe weitergeleitet.
Durch diesen speziellen Aufbau und spezielle Funktionsweise werden die lymphpflichtigen Lasten durch das Lymphgefäßsystem regelrecht aus dem Gewebezwischenraum herausgesaugt.
Wird nun während der Manuellen Lymphdrainage die Haut auf spezielle Art und Weise gedehnt, setzt sich dieser Zug auf die Fasern, die mit dem initialen Lymphgefäß verbunden sind, fort. Die Folge ist ein Öffnen der Überlappungen. Es strömen mehr lymphpflichtige Lasten ein. Durch die Dehnung der Lymphgefäßmuskulatur arbeitet das Lymphgefäßsystem schneller und effizienter. Der Lymphabfluss wird deutlich verbessert. Während der Manuellen Lymphdrainage kann das Schlagvolumen des Lymphgefäßes bis auf ein 10-faches steigen. Die Muskulatur der Lymphgefäße wird regelrecht trainiert, sodass ihre Leistungsfähigkeit gesteigert wird. Aus kleinen Lymphgefäßen, „Trampelpfade" können starke Lymphgefäße, „Autobahnen" gemacht werden. Es konnte außerdem nachgewiesen werden, dass durch die Manuelle Lymphdrainage die Regeneration von Lymphgefäßen beschleunigt wird.
Durch die Manuelle Lymphdrainage kann ein Lymphödem in ein ödemfreies Gebiet verschoben werden, um von dort abtransportiert zu werden.Des weiteren können Gewebeverhärtungen (lymphostatische Fibrosen), die aufgrund des Lymphödems entstanden sind, durch festere, so genannte Fibroselockerungsgriffe, gelockert werden.
Neben der entstauenden Wirkung wirkt die Manuelle Lymphdrainage schmerzlindernd und entspannend.
Der erste Kontakt mit Ihrem Lymphtherapeuten
Wenn Sie das erste Mal zur Lymphdrainage gehen, sollten Sie nicht überrascht sein, wenn die meiste Zeit des ersten Termins für die Erhebung des Befunds veranschlagt wird. Die Befunderhebung ist überaus wichtig, damit der Therapeut ein Gesamtbild des Patienten bekommt und eine lymphtherapeutische Diagnose stellen kann. Auf Basis des Befundes wird der Therapeut einen individuellen Behandlungsplan aufstellen.
Die Befunderhebung besteht aus einer Befragung zur Krankheitsgeschichte (Anamnese), einem Sichtbefund (Inspektion), einem Tastbefund (Palpation), Umfangsmessungen und einer Fotodokumentation. Orthopädische, muskuläre, oder neurologische Beschwerden sollten hierbei mitberücksichtigt werden. Des weiteren müssen Kontraindikationen für die Behandlung mit der Manueller Lymphdrainage ausgeschlossen werden. Kontraindikationen sind Umstände, die die Anwendung der Therapie verbieten oder als nicht ratsam erscheinen lassen.
Alltagstipps für Lymphödempatienten
Hier finden Sie Listen mit Alltagstipps, die für Lymphödempatienten verfasst wurden. Sie sollen aufklären, wie Sie durch Ihr Verhalten, Ihren Ödemzustand halten oder verbessern können. Für Ödemgefährdete sind sie eine Hilfestellung um eine Ödementstehung möglichst zu verhindern. Ödemgefährdet ist, wer Lymphknoten entfernt und/oder eine Bestrahlung bekommen hat.
Im Folgenden finden Sie Alltagstipps für Patienten mit Arm-/Rumpflymphödem, Beinlymphödem, Genitallymphödem und Gesichtslymphödem.